Ihr Lieblingstier – das Quartier?

Ob Sie wollen oder nicht: Sie leben in einem Quartier und erleben täglich dessen Vorzüge und Nachteile. Lärm, Tempozonen, Strassenbeleuchtung, Grünflächen, Fussgängerstreifen, Mobilfunkantennen, Entsorgungsstellen, Mittagstische, Einkaufsmöglichkeiten, Schulen und Bushaltestellen sind Themen, die mitunter Ihr Leben im Quartier bestimmen. Ob Sie selber im Quartier mitbestimmen können, hängt von verschiedenen Faktoren ab.

Beinahe alle Wahlprospekte postulieren attraktive Quartiere und gesteigerte Lebensqualität. Über diese Schlagworte hinaus ist allerdings nicht viel zu erfahren – je reisserischer die Werbung, desto seichter der Tiefgang. Gewisse Kandidaten erwecken sogar den Eindruck, sie könnten im Alleingang die Probleme der Quartiere erkennen und sie wüssten genau, welche Massnahmen die geeignetsten wären. Doch wer kennt die Probleme einer Gegend besser als deren Bewohnerinnen und Bewohner?

Betroffene werden Beteiligte

Ein Stadtteil kann sich dann nachhaltig entwickeln, wenn sich die Betroffenen an der Entwicklung beteiligen. In Belangen, die ein Quartier besonders betreffen, muss die Bevölkerung ein Mitwirkungsrecht haben. Dazu gehört selbstverständlich auch das Recht auf Information und Konsultation, denn nur so können sich die Bewohner an Entscheidungen und Entwicklungsprozessen frühzeitig beteiligen. Mitbestimmung erhöht die Akzeptanz der Bevölkerung gegenüber behördlichen Entscheiden und ermöglicht zudem ganzheitlichere Lösungen.

Diese Möglichkeit zur Mitwirkung bieten die Quartiervereine an. Aus der Perspektive der planenden Stadt sind die Quartiervereine auch als Beratungsorgan wichtig: Niemand ist näher bei den Leuten als sie. Überdies geben Quartiervereine auch jenen eine Stimme, die sonst kein Stimm- und Wahlrecht haben, den Migrantinnen und Migranten, den Kindern und Jugendlichen.

Quartiervereine stärken

Wer sich also für die Quartiere einsetzen will, soll dies nicht vom Schiff aus tun – Seegang erschwert die Sicht, und über den fehlenden Tiefgang haben wir bereits vorhin gesprochen. Vielmehr soll er die Arbeit der elf Quartiervereine Badens als eine wichtige Entscheidungsgrundlage betrachten, ihnen die dafür notwendigen Rechte einräumen und im Gegenzug auch Erwartungen formulieren. Wer sich für Quartiere einsetzt, soll also die Position der Quartiervereine stärken.

Dies kann zum Beispiel wie folgt geschehen:

  • selbstverständliche Anwesenheit eines Vertreters des Stadtrats bei den Generalversammlungen der Quartiervereine;
  • regelmässige Treffen, bei denen eine Vertreterin des Stadtrats das Quartier besucht, sich die Anliegen anhört und sich auf eine Diskussion einlässt;
  • speziell aufbereitete Informationen der Stadtverwaltung, die an den Anlässen der Quartiervereine diskutiert oder in deren Zeitungen publiziert werden;
  • regelmässiger Austausch unter den Quartieren, da bestimmte Fragen alle Quartiere betreffen.

Die Voraussetzungen für «gesteigerte Lebensqualität in attraktiven Quartieren» sind gute Informationen, eine offene Diskussion und das Vertrauen der Bewohnerinnen und Bewohner – Transparenz und Mitwirkung. Packen wir’s an!

Hannes Streif

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