Krach am Mittagstisch: Statt ihr Angebot an Tagesstrukturen ausweiten zu können, schlagen sich die Mittagstisch-Vereine mit administrativ und technisch unausgegorenen Auflagen der städtischen Fachstelle Familie herum.
Im September 08 fand die erste Sitzung zur Umsetzung Tagesstrukturen mit den Delegierten aller fünf Mittagstische und der Projekt-verantwortlichen Brigitte Häberle, Leiterin Fachstelle Familie, und einem externen Berater statt. Die Strategie Tagesstrukturen wurden im Vorfeld von einem Projektteam und einer Begleitkommission – in beiden Gremien waren die Mittagstische nicht vertreten – erarbeitet. Die Einführung des EBR (Elternbeitragsreglement), vom Stadtrat und ER beschlossen, hat eine fundamentale Strukturveränderung bei den Vereinen zur Folge. Die bisherige Leistungsabgeltung mit Defizitgarantie gemäss Richtlinien der Fachstelle Familie wurde durch eine leistungsabhängige Abgeltung abgelöst. Dies bedeutet, dass der Verein von der Stadt einen fixen Beitragssatz pro Kind erhält und damit kostendeckend wirtschaften muss. Die privaten Vereine arbeiten somit mit einem finanziellen Risiko nach städtischen Richtlinien und Auflagen. Nach kritischer Prüfung der vorgelegten Kostenrechnung und zähen Verhandlungen wurde uns schliesslich neu eine Defizitgarantie bis 70% Auslastung für das 1. Betriebsjahr und eine Erhöhung des Beitragssatzes gewährt.
Die Tatsache, dass keiner der fünf Mittagstische im neuen Schuljahr 09/10 einen Ausbau der Betreuung anbieten kann, rief Unverständnis und auch Enttäuschung bei den Vereinsvorständen hervor, hatte man doch damit gerechnet, gleichzeitig mit der Einführung des neuen Tarifsystems den Eltern auch ein erweitertes Betreuungsangebot (z.B. Nachmittagsbetreuung) bieten zu können. Dies ist nun aber nicht der Fall. Wann und bei welchem Mittagstisch ein erster Ausbau geplant ist, ist noch offen.
Die Software für Tagesstrukturen musste für die Bedürfnisse der Mittagstische mit enormem Aufwand angepasst werden, dieses Ziel wurde von den zuständigen Stellen bis heute (4. Schulwoche) nicht vollständig erreicht. Das Backoffice der Mittagstische Baden und das Betreuerteam müssen improvisieren, der Mehraufwand für das Backoffice ist beträchtlich.
Mein Fazit: Das klare Ziel des Stadtrates war es stets, auf den bestehenden, gut funktionierenden Mittagstisch–Vereinen aufzubauen und daraus die Tagesstrukturen entstehen zu lassen. Jetzt wurde ein kompliziertes, aufwändiges und finanziell riskantes Konstrukt auf eine gesunde Basis aufgesetzt. Wer wird unter diesen Voraussetzungen in Zukunft noch bereit sein, in unseren Vorständen gemeinnützige Freiwilligenarbeit zu leisten? Ein Mittagstisch hat schon die Konsequenzen gezogen und den neuen Leistungsvertrag nicht unterzeichnet, ein weiterer Verein hat die Auflösung in zwei Jahren angekündigt.
Cecilia Elmiger Merlo, Präsidentin Mittagstisch Innenstadt, Mitglied team baden