Freiräume

Urban besiedelte Gebiete zeichnen sich aus durch eine Vielzahl von Flächen, die ausschliesslich einer bestimmten Funktion dienen. Wer sich zum Pic-Nic verabredet, tut gut daran, dieses Ansinnen nicht auf dem Schulhausplatz oder im Eingangsbereich des Polizeipostens umzusetzen. Ob es sich in einer Stadt „leben lässt“, steht und fällt mit einem Aussenraumangebot, das zugänglich, vielseitig nutzbar, attraktiv gestaltet, sicher und gut erreichbar ist.

Some like it hot

Ein Freiraum zeichnet sich in erster Linie dadurch aus, dass er frei von einer Exklusivnutzung ist. Damit hat es sich mit der „Freiheit“ aber auch schon. Alle weiteren Faktoren resultieren in ihrer Gesamtheit nämlich in komplexen Nutzungsansprüchen. Die Schwierigkeit besteht darin, allen möglichen Nutzern Räume zur Verfügung zu stellen, um verschiedenste Freizeit- und Erholungsaktivitäten auszuüben: Einige mögens ruhig. Andere wollen Sport- oder Spielplatzinfrastruktur. Diese wollen sich an Flora und Fauna ergötzen, während jene ein Bierzelt bevorzugen. Die Einen suchen gezielt schummrige Ecken, die Anderen fürchten sich vor schlecht beleuchteten Orten.

Der gemeinsame Nenner

So verschieden die Ausgangslage auch ist: Es gibt Kriterien, die alle Freiräume erfüllen müssen. Zu Fuss gut erreichbar, mit Rollstuhl und Kinderwagen befahrbar und einigermassen vor dem Verkehrslärm geschützt müssen sie sein. Und dann nützt der schönste Freiraum nichts, wenn sich die BenutzerInnen nicht sicher fühlen. Sicherheit kommt übrigens durch Belebung, also durch ebenfalls anwesende Menschen, nicht durch Überwachungskameras.

Bedürfnisse erkennen

Einiges ist gut, anderes weniger: Während einige Freiräume übernutzt sind, sind andere nicht mehr zeitgemäss gestaltet oder schlicht Opfer von Fehlplanungen. Wer schon auf dem Trafoplatz oder dem Dorfplatz Rütihof stand und eine bittere Zähre weinte, weiss worum es geht. Auch an der Limmatpromenade, beim Tränenbrünneli, weint es sich gut angesichts der phantasielosen Gestaltung des Uferraums. Demgegenüber ist der Park der Villa Boveri ein wahres Bijou für verträumte Stunden mit Tuch und Buch.

In einem ersten Schritt sind die „intensiven“ von den „passiven“ Nutzungen zu unterscheiden. Wer flüchten will und Ruhe sucht, wird sich kaum an zentralen, belebten Orten niederlassen. Es ist also wichtig, diese Naturräume, in denen die Vegetation eine übergeordnete Rolle spielt, entsprechend zu gestalten und die nachgesuchten Nischen (oder Treppen am Limmatufer) vorzusehen. Sicherheit und Erschliessung müssen hier stimmen.

„Intensive Nutzung“ geht anders. Auf den zentralen Plätzen müssen die Menschen über Mittag z.B. sich verpflegen können. Sitzgelegenheiten, die teilweise vor den ärgsten Wettereinflüssen geschützt sind, sind genauso nachgesucht wie Orte, an denen Kinder und Erwachsene spielen können. Und wo Feste gefeiert werden. Solche Räume überzeugen durch ihre Vielseitigkeit. In der Stadt Baden ist diese leider häufig die Schwester der Hässlichkeit: Auf dem Theaterplatz können sich zwar am Rande einige Menschen niederlassen, doch verleihen der harte Belag und die Scheinwerfermasten diesem Ort den Charme einer Helikopterlandeplattform. Schattenspendende Elemente sucht man auf der Platzmitte vergebens. Im Regen ist der Platz eine grosse Pfütze, im Sommer eine staubige Sahara. Immerhin kann man die Kinder an den kleinen Bäumen anbinden, derweil die stolzen Mütter im Aussenbereich des Piazza ihre Latte Macchiatos aus grossen Gläsern trinken, statt vollrohr in sie zu weinen. Dabei hätte der Platz hervorragende Voraussetzungen:

<content: article-223-platz<<<

Mehr oder weniger freie Räume in New York, Pjöngjang, Warschau und Rom:

  

 

Kommentar hinterlassen