BBB – BasisBildungBaden

In den vergangenen Jahren bedeutete das Kürzel BBB: BerufsBildungBaden. Unter der Führung von Martin Langenbach hat Baden wegweisende Entscheide gefällt und umgesetzt. Es ist gut, Schwerpunkte zu setzen. Nun muss der Fokus auf die Volksschule gerichtet werden.

Baden führte als erste Gemeinde im Kanton die „geleitete Schule“ mit professioneller Leitung ein. Damit sind insbesondere Strukturreformen erfolgreich umgesetzt worden, nun müssen diese den Betroffenen dienen. Oder anders gesagt, es tut sich eine Reihe von Fragen auf, welche bisher zu wenig Beachtung fanden. Die zentrale Frage lautet:

Was muss wer tun, damit die Schule für alle – Kinder, Eltern und Lehrkräfte – zu einer positiven Erfahrung wird?

Daraus ergeben sich eine Anzahl Präzisierungsfragen, dazu hier eine kleine Auswahl. Kinder, welche in der Schule erfolgreich sind, betrachten diese als gute Erfahrung, ebenso sind deren Eltern und Lehrkräfte glücklich über den Erfolg. Offenbar steigt aber die Zahl der Lernenden an, welche mit der Schule aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten haben. Sind die nun selber schuld, wollen die nicht? Oder wollen die nicht das Gleiche, was die anderen gerade wollen? Es gibt Kinder, die einfach nichts behalten, aber z.B. über 100 Magic-Karten und deren genaue Charakteristik aufzählen können. Wie machen die denn das? Könnten wir davon lernen?

Ein grosser Hut ist gefragt

Welchen Teil bringen die Eltern mit ihren Schulerfahrungen mit? Kann man ihre sehr verschiedenen Erwartungen unter einen Hut bringen? Wie kann man sie im Schulalltag integrieren? Und wie arbeitet man mit jenen, welche sich nicht für die Schule interessieren?

Können sich die Lehrkräfte nur auf ihr «Kerngeschäft» konzentrieren? Was ist das eigentlich? Was machen beliebte Lehrkräfte anders als unbeliebte? Wie schöpfen erschöpfte Lehrkräfte neue Kraft? Wer sorgt dafür? Wann ist die Schule gut geleitet? Wer stellt dafür die Kriterien auf?

Entwicklung einer neuen Schulkultur

Die Schule hat unzählige Schnittstellen (zu sozialen und kulturellen Institutionen, Arbeitswelt und Politik), welche berücksichtigt werden müssen, wenn es um die Frage geht, wie die Schule für alle Beteiligten zu einer guten Erfahrung werden kann. Dass dazu ein gutes Umfeld (vorschulische Angebote, Tagesschulen, Mittagstischen und Aufgabenhilfen) nötig ist, ist selbstverständlich.

Die Schulsozialarbeit ist ein erster Schritt, um das komplexe System etwas koordinierter und wirkungsvoller zu gestalten. Es braucht eine grundlegend neue Schulkultur, die die Schule explizit als Teil des gesellschaftlichen Umfelds definiert und sich darin auch souverän bewegt. Konkret bedeutet dies: Als Stadtrat möchte ich all die Betroffenen an einen runden Tisch bringen. Die Interessen aller Beteiligten werden ausgetauscht. Dank den geschaffenen Strukturen kann dies einfach umgesetzt werden. Nur wenn Kinder, Schule und Eltern zusammenarbeiten, verhindern wir die Leere nach der Schule.

Lernzentrum im Quartier

Vielleicht gibt es alsbald Schulhäuser, welche auch von Eltern und Vereinen genutzt werden, wo gemeinsames Lernen von Erwachsenen und Kindern stattfindet. Die teure Infrastruktur wird zum Lernzentrum fürs Quartier. Lebenslanges Lernen. Recht auf Bildung, auch für grosse Kinder. Recht auf lehren, auch durch kleine Erwachsene. In Europa gibt es einige Modelle dazu.

Entweder wir passen die Schule den Lernenden an, oder suchen uns neue Kinder für die Schule. Die Schule muss für alle eine gute Erfahrung werden.

von Geri Müller
erschienen in: teamblatt 2005

 

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