An Visionen, wie dem Bäderquartier neues Leben eingehaucht werden könnte, mangelt es nicht. Auch waren die Gemeinden Baden und Ennetbaden in Kooperation bemüht, mittels Entwicklungsrichtplan und Sondernutzungsplan dem Quartier entwicklungsfördernde Rahmenbedingungen zu verschaffen. Zwar zeigen schon seit einigen Jahren verschiedene private Investoren aktiv Interesse, die Geschicke des Quartiers mitzuprägen oder realisierten einzelne Projekte. Bewegung in die Sache kam jedoch erst, als bekannt wurde, dass eine Investorengruppe im Oktober 2006 70% des Aktienkapitals der Verenahof AG übernommen hatte. Seither herrscht gespanntes Warten. Eine politische Begleitkommission wurde gegründet, doch blickt auch diese noch gebannt ihrer aktiven Zeit entgegen. Die Investorengruppe kündigte bereits an, ein Gesamtpaket realisieren zu wollen. Wie dieses aussehen könnte, ist gegenwärtig nicht nur hinsichtlich der Kubaturen noch unbekannt. Durchgesickert ist einzig, dass neben einem neuen, öffentlich zugänglichen Thermalbad auch ein Hotel, ein medizinisches Zentrum sowie ein öffentlich zugänglicher Park entstehen soll. Wer sich Gedanken über eine künftige Nutzung des Bäderquartiers machen will, sieht sich mit einer Vielzahl von Faktoren konfrontiert, die es zu berücksichtigen gilt. Im Zentrum der Überlegungen steht die Tatsache, dass Badens 19 Thermalquellen pro Tag rund 1 Million Liter 47 °C warmes Wasser ausschütten, dessen Mineralgehalt denjenigen anderer Schweizer Thermalquellen deutlich übertrifft. Das Bäderquartier liegt, obwohl heute zusammengewachsen, gewissermassen ausserhalb der Stadt. Es liegt in Gehdistanz vom Stadtzentrum, ist gut erschlossen – könnte noch besser erschlossen werden – und wird trotz Parkhaus vom motorisierten Individualverkehr seit Schliessung der Schiefen Brücke und Realisierung der Bäderumfahrung kaum beeinträchtigt. Die urbane Lage der Bäder, in deren Einzugsgebiet mehr als 1 Million Menschen leben und diverse national und international tätige Firmen angesiedelt sind, ist schweizweit einzigartig: abseits der Hektik und doch zentral.
Es gilt daher, ein Leistungsangebot zu definieren, das sich einerseits an den Bedürfnissen orientiert, welche sich aus dem Vorhandenen ergeben und andererseits klar positioniert – gerade in Abgrenzung zu bereits bestehenden Thermennutzungen wie z.B. in Vals, Schinznach Bad, etc. Die Quellen eröffnen in den Bereichen Gesundheit/Wellness/Fitness/Erholung breite Möglichkeiten für verschiedenste Leistungserbringer. Die zentrale Lage und die gute Anbindung an das Dreieck Zürich-Basel-Bern ermöglichen Baden, sich als Übernachtungs- und Tagungsort zu positionieren. Vehikel hierfür ist eine hochwertige (Hotel-)Infrastruktur, die Gäste anzieht, die sich ausziehen wollen (Bäder) oder sich beruflich in Baden und Umgebung aufhalten. Von einem hinsichtlich verschiedener Angebote gut durchmischten Quartier und attraktiver Umgebung profitieren der geniesserisch Thermalbadende, das Restaurant-besuchende-Paar, die Konzertbesucherin, die Familie auf dem Sonntagsspaziergang und die gehetzte Geschäftsfrau gleichermassen. Projekte, welche derartige Bedürfnisse zu befriedigen vermögen, gemeindeübergreifend abgestimmt und einer gleichzeitigen Wohnnutzung des Quartiers nicht abträglich sind, werden marktfähig sein.
Erschienen in: teamblatt 2008
Hannes Streif